Frühlingserwachen

Beschreibung

So wie nach einem langen Winter die ersten Blüten aus dem noch kalten Boden sprießen, so wollte auch der Jugendstil in den Jahren um 1900 die Künste aus ihrem tiefen Schlummer reißen. Das ganze 19. Jahrhundert über hatte man alte Stile wieder aufleben lassen: Die Gotik des Mittelalters, die schwere Opulenz des Barocks, selbst den Goldschmuck der alten Römer. Nun sollte die Natur selbst den Künstlern eine frische, neue Perspektive aufweisen.

Im Zuge dieser Entwicklung entstand auch die vorliegende Brosche. Sie ist als Zweig gestaltet, dessen Blätter kunstvoll vor einem asymmetrischen Rahmen aus eleganten Schwüngen drapiert sind. Die Oberfläche der aus Gold gefertigten Arbeit ist matt und reich mit Details verziert. Eine kleine Perle glänzt in der Mitte als Glanzpunkt auf einem der Blätter, und ein leuchtender grüner Lichtpunkt ist unten pendelnd angefügt.

Das Ungewöhnliche an diesem Schmuckstein: Es handelt sich um heute völlig unübliche, damals aber weit verbreitete Granat-Glas-Doublette in der Farbe von Smaragd. Eine hauchdünne Scheibe Granat klebt dabei auf einem Körper aus grünem Glas, beide wurden danach zusammen facettiert. So ist ein Schmuckstein entstanden, der durch den Granat eine hohe Brechung besitzt und daher viel reicher als funkelt als Glas. Zudem ist die Oberfläche härter und besser gegen Kratzer geschützt. Diese Art aufwendig hergestellter Kunststeine begegnet immer wieder in Schmuck der Jahre um 1900. Wenige Jahre später, nach der Erfindung der Korundsynthese durch Auguste Verneuil, geriet sie wieder außer Mode.

Die Brosche ist sehr gut erhalten. Sie ist leicht und überaus zeittypisch. Wir haben sie in den Niederlanden entdeckt, wo sie in den letzten Jahren nachträglich mit einer modernen Goldpunze versehen wurde.