In Mondlicht schimmern

Beschreibung

Zwei Kettenformen dominierten in den Jahren um 1900 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs die Mode Europas: Zum einen das sogenannte Collier de Chien – eine breite, eng am Hals anliegende Kette, die bei einem tief ausgeschnittenen Dekolleté die elegante Proportion des Halses zusätzlich betonte. Zum anderen das Sautoir – eine besonders lange, sich frei bewegende Kette, die die Anmut und Eleganz ihrer Trägerin unterstreichen sollte. Ein solches Sautoir aus natürlichen Orientperlen und Diamanten sehen wir hier.

Sanft, weich, zart und ein wenig überirdisch – das vorliegende Sautoir aus der Zeit des frühen 20. Jahrhunderts entzieht sich fast jeder Beschreibung, so schwer ist es, seiner Anmut mit Worten gerecht zu werden. Viele Tausend kleine Naturperlen sind in sechs Reihen aufgefädelt und bilden parallele Stränge, die in regelmäßigen Abständen von diamantbesetzten Stegen zusammengehalten werden. Am unteren Ende dieser Perlenstränge fasst eine tulpenförmige, aus Gold und Silber geschmiedete Fassung mit weiteren Diamanten die Bewegung des Entwurfs zusammen. Höhepunkt und Abschluss der Kette ist eine kostbare Perlenquaste. Insgesamt sind 163 Diamanten im Rosenschliff verarbeitet, die dem Schimmern der Perlen ein sanftes, lebendiges Funkeln hinzufügen.

Perlen-Sautoirs wie dieses wurden vor der Brust herabhängend getragen – gern auch locker geknotet oder doppelt um den Hals gelegt. In seinem weißen Farbklang wirkt dieses Stück, als habe sich Mondlicht in einem feinen Seidenschal verfangen.

Unser Sautoir lässt sich aufgrund seines Entwurfs und der feinen Verarbeitung sicher in die Jahre um 1905 datieren. Vgl. zur Ausstattung und Datierung des Stücks auch: David Bennett / Daniela Mascetti: Understanding Jewellery, Woodbridge 2010, S. 270 f. und S. 275.