Mysteriöser Begleiter

Beschreibung

Auch nachdem wir Tausende und Abertausende antike Schmuckstücke gesehen haben, gibt es noch einige, die uns Rätsel aufgeben. Eines davon ist der hier vorliegende Anhänger in der Form eines Vogels, der eine tulpenförmige Blüte trägt und von einer Perle begleitet wird.

Zweifellos ist er eine Antiquität zu nennen – wurde sogar schon mehrfach restauriert, viel geliebt. Er ist mit Rosendiamanten in geschlossenen Fassungen besetzt, wie sie schon seit Jahrhunderten geschliffen wurden – und heute kaum noch werden. Seine Vorderseite besteht aus Silber, die Rückseite aus Gold – eine Technik, die bis in das frühe 20. Jahrhundert verwendet wurde, um Diamanten zu inszenieren.

Doch wo wurde er geschaffen? Und für welchen Kontext? Im mitteleuropäischen Schmuck finden wir das Vogelmotiv erst Mitte des 19. Jahrhunderts häufiger. Handelte es sich schon immer um einen Anhänger, der an einer feinen Kette getragen werden sollte – wie die Betrachtung unter der Lupe vermuten lässt? Dies würde bedeuten, dass vermutlich erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts gefertigt wurde, denn zuvor trug man Anhänger in der Regel an Bändern, die breitere Schlaufen benötigten. In diesem Fall entstand der Vogel stilistischen Kriterien nach zu urteilen nicht in einem europäischen Zentrum der Goldschmiedekunst, sondern womöglich im osmanischen Reich, wo diese archaische Form des Diamantschmucks noch länger hergestellt wurde. Hierfür spricht auch, dass Vögel ein wiederkehrendes Motiv des omanischen Diamantschmucks waren.

Ganz eindeutig lässt sich der Kontext des diamantenen Vogels nicht rekonstruieren. Doch vielleicht macht ihn genau das so faszinierend – er ist ein Kleinod, das sein Geheimnis nicht ganz preisgeben mag.